Interaktive Plüschtiere als Bereicherung für alle

16.06.2025

Im Januar 2025 sind drei interaktive Plüschtiere im Haus Tabea eingezogen. Vom ersten Moment an erfreuten sich die drei Katzen grosser Beliebtheit. Im April durfte deshalb der Bestand erweitert werden. Seither beheimatet jede Abteilung ein Plüschtier. Insgesamt leben nun sechs Katzen und ein Hund im Haus Tabea.

Unsere Pflegeexpertin Nicole Schubiger erklärt im folgenden Gespräch den grossen Nutzen der interaktiven Plüschtiere im Umgang mit betagten Menschen.

Nicole, welche Überlegungen führten dazu, im Haus Tabea interaktive Plüschtiere anzuschaffen?

Seit langem ist bekannt, dass sich Tiere positiv auf das Wohlbefinden von betagten Menschen auswirken. Ein weiches Fell zu streicheln oder ein Tier auf dem Arm zu halten, beruhigt und entspannt. Tiere fördern auch die soziale Interaktion, indem sie Erinnerungen wecken und Anknüpfungspunkt für Gespräche bilden. Allerdings wäre das Halten von echten Tieren in einem Alterszentrum mit besonderen Herausforderungen verbunden. Die interaktiven Plüschtiere sind die ideale Alternative, weil sie stubenrein sind, nicht gefüttert werden müssen, nicht beissen oder kratzen und auch für Menschen mit einer Tierhaar-Allergie kein Problem darstellen. In den USA, wo die interaktiven Tiere schon länger im Einsatz sind, wurden sie bereits mehrmals ausgezeichnet als «Produkt mit besonderem Nutzen für den Pflegebereich».

Was unterscheidet die interaktiven Plüschtiere im Haus Tabea von solchen, die im Spielwarenhandel erhältlich sind?

Vom Aussehen und der Grösse her unterscheiden sich die interaktiven Tiere kaum von gut gemachten Modellen aus dem Spielwarenladen. Unsere interaktiven Tiere verfügen aber über eine revolutionäre Technologie im Körperinneren. Sie reagieren auf Stimmen, indem sie miauen bzw. bellen und den Kopf drehen, wenn man sie anspricht. Mehrere eingebaute Sensoren an Kopf, Bauch und Rücken der Plüschtiere rufen zudem Reaktionen hervor, je nachdem wo und wie intensiv sie berührt werden. Werden die Katzen beispielsweise am Hinterkopf und Rücken gestreichelt, schnurren sie glücklich und es ist eine leichte Vibration des Tierkörpers zu spüren. Je mehr die Katze gestreichelt wird, desto entspannter wird sie und dreht sich sogar auf den Rücken, sodass der Bauch berührt werden kann.

Wo und wie werden die Tiere eingesetzt?

Ursprünglich war geplant, dass die drei zuerst angeschafften Plüschtiere insbesondere bei Menschen mit Demenz zum Einsatz kommen. Diese Menschen ziehen sich ja immer mehr in ihre eigene Welt zurück und es ist oft eine echte Herausforderung, sie zu erreichen. Hier wirken die interaktiven Plüschtiere als «Brückenbauer». Sie schaffen es, dass Menschen mit Demenz sichtlich aufblühen und in eine Interaktion kommen. Da sich der Einsatz der Plüschtiere aber schon nach kurzer Zeit im Haus Tabea herumgesprochen hatte, wurde ihr Einsatz auch auf die anderen Stationen ausgeweitet. Heute setzen wir die Plüschtiere in allen Abteilungen – also auch in der Geriatrie und Alterspsychiatrie – mit grossem Erfolg ein. Immer wieder beobachtet das Pflegepersonal die beruhigende Wirkung der Tiere, wenn Bewohnende emotional aufgebracht sind. Zudem ist es mancherorts schon zu einem Morgenritual geworden, die tierischen Mitbewohner zu begrüssen. Wenn diese dann mal für kurze Zeit an einem anderen Ort im Haus eingesetzt werden, vermissen viele Bewohnende sie und erkundigen sich besorgt nach ihnen.

Wie waren die ersten Reaktionen der Bewohnenden und der Pflegepersonen?

Viele Bewohnende haben den Plüschtieren schon nach kurzer Zeit eigene Namen gegeben. Diese Tatsache zeigt, wie rasch unsere Bewohnenden die tierischen Begleiter ins Herz geschlossen haben. Eine Bewohnerin, die sich am liebsten mit dem Hund beschäftigt und ihn «Fifi» getauft hat, erzählte mir kürzlich begeistert: «Fifi tut mir einfach gut. Immer wenn ich mich über etwas aufrege, nehme ich ihn auf den Schoss und erzähle ihm meine Sorgen. Er hört mir geduldig zu, ich streichle ihn und spüre seinen Herzschlag und danach geht es mir regelmässig besser.» Das Pflegeteam betont, es sei wunderschön mitzuerleben, wie vor allem bei den Menschen mit Demenz plötzlich Interaktion möglich wird, wo sonst kaum mehr Reaktionen vorhanden sind. Weil Demenzbetroffene spüren, dass die Tiere auf ihre Berührungen reagieren, fangen sie beispielsweise an, mit den beweglichen Pfoten der Katzen zu spielen. Für die Pflegenden ist es natürlich super, dass sie alles zulassen können ohne befürchten zu müssen, dass der betagte Mensch plötzlich gekratzt oder gebissen wird. Ideal ist zudem, dass die Plüschtiere auch für Bewohnende geeignet sind, die aufgrund von körperlichen Einschränkungen keine lebendigen Tiere mehr halten könnten oder Allergien aufweisen. Das Pflegeteam hat aber auch die Erfahrung gemacht, dass gewisse Bewohnende die Tiere gerne für sich alleine haben wollen.

«Er ist mir richtig ans Herz gewachsen. Ich gebe ihn nicht mehr her.» sagt eine Bewohnerin über den Hund. Ein weiterer begrüssenswerter Nebeneffekt ist darum, dass die Bewohnenden lernen müssen, die Tiere zu «teilen» und dadurch untereinander zu interagieren.

Natürlich gibt es auch vereinzelte Bewohnende, die den Plüschtieren weniger begeistert gegenüberstehen. So wird zum Beispiel das zunehmende Delegieren ursprünglich leiblicher Resonanzfähigkeiten an die Technik als problematisch empfunden.

Zusammenfassend würde ich die Anschaffung der interaktiven Plüschtiere als eine echte Bereicherung für das ganze Haus Tabea beurteilen.

Nicole, wir danken dir für das interessante Gespräch und wünschen dir und dem ganzen Pflegeteam im Haus Tabea viele weitere schöne Erfahrungen mit den tierischen Mitbewohnern aus Plüsch.